Voller Name:
Geboren am: |
Gabor Kiràly
1. April 1976 |
Geboren in: |
Szombathely (Ungarn) |
Nationalität |
Ungar |
Größe/ Gewicht: |
1,91 m / 92 kg |
Familienstand: |
verheiratet, 2 Kinder |
Beim TSV 1860 seit: |
01.07.2009 |
Position: |
Torwart |
Rückennummer: |
1 |
Bisherige Vereine
Bayer 04 Leverkusen (01/2009-07/2009), ausgeliehen von Burnley FC), Burnley FC (2007-12/2008), Crystal Palace (01/2007-07/2007), Aston Villa (12/2006-01/2007, ausgeliehen von Crystal Palace), West Ham United (11/2006-12/2006, ausgeliehen von Crystal Palace), Crystal Palace (07/2004-09/2006), Hertha BSC Berlin (1997-2004), Szombathely Haladas (1993-1997)
Länderspiele/Tore: 70/0 (A), 7/0 (U19) für Ungarn
Konsequent. Kritisch. Kiraly.
(September 2009) Für den Torwart Gabor Kiraly ist es eine besondere Woche. Zum einen trifft er in der 2. Runde des DFB-Pokals auf seinen Ex-Klub Hertha BSC, zum anderen auf den SC Paderborn. Gegen die Ostwestfalen bestritt er mit den Löwen sein erstes Pflichtspiel.
Für Hertha BSC Berlin hat der Ungar sieben Jahre in der Bundesliga gespielt. „Der Wechsel nach Berlin 1997", sagt die Nummer eins der Löwen, „war der wichtigste Schritt in meiner Karriere." Die ersten Jahre im Ausland haben ihn geprägt. Inzwischen ist er 16 Jahre im Profifußball dabei und angekommen: bei 1860 und in München.
Den Wechsel zu den Weiß-Blauen an die Isar hat sich Kiraly gut überlegt. Nicht nur die positiven Erinnerungen an „super Spiele" von Sechzig gegen Hertha zu Bundesligazeiten, sondern auch das Image des Traditionsvereins und die Herausforderung in der Zweiten Liga zu spielen, haben Kiraly dazu bewogen, einen Zweijahresvertrag mit Option auf ein weiteres bei den Löwen zu unterzeichnen: „Es hat einfach von beiden Seiten gepasst, von Seiten des Vereins und von meiner. Ziele und Strategie stimmen überein und deswegen dachte ich, 1860 München wäre gut, und ich habe mich dafür entschieden."
Kiralys persönliche Strategie beruht darauf, im Sport immer wieder neue Herausforderungen anzugehen. Nach sieben Jahren in der Ersten Liga und fünf Jahren in der Premier League sowie der Championship heißt die neue Aufgabe: Zweite Liga und 1860 München. Der 33-jährige Keeper erklärt, wieso ihn das gereizt hat: „Wenn du immer in der gleichen Liga bleibst, triffst du immer wieder auf die gleichen Spieler und stehst stetig gegen die gleichen 18 bis 20 Mannschaften auf dem Platz. Irgendwann lernst du nichts mehr Neues dazu. Immer alles gleich zu lassen und gleich zu machen, das ist nicht meine Art. Deshalb entschied ich mich damals für den Wechsel nach England und jetzt für die Zweite Liga. Du lernst jedes Mal viele neue Städte und viele Vereine kennen."
Sein persönliches Ziel ist klar und stimmt selbstverständlich mit dem der Sechzger überein: Aufsteigen! Schon bevor er nach München kam, erinnert
sich Kiraly, habe er bei den Löwen Schritte nach vorne beobachtet. Nach vier Monaten harter Arbeit an der Grünwalder Straße, sechs Spieltagen in der Liga und dem Sieg in der ersten Pokalrunde beurteilt er die Situation und die Aufstiegschancen etwas dezidierter: „Wir sind noch nicht in Top- Form. Wir können gut spielen, aber dafür müssen wir viel Leistung zeigen."
Seine Einschätzung spiegelt seine Reife und seine Erfahrung wider, die er in der Bundesliga bei Hertha und in der Premier League bei Chrystal Palace und beim FC Burnley gesammelt hat. Kritisch ist er nicht nur im Hinblick auf den aktuellen Leistungsstand der Löwen, sondern vor allem auch gegenüber sich selbst: „Ich bin schon immer so selbstkritisch, das kann sich außer mir keiner vorstellen. Bei jeder Aktion, gut oder schlecht, ärgere ich mich. Ich bin nie mit mir zufrieden." Auf diese Weise stand er sich in der Vergangenheit auch schon selbst im Weg. „Es gab Phasen, in denen ich so sogar gute Leistungen kaputt gemacht habe", erinnert sich Kiraly an das Ende der Berliner Zeit, in der er sich selbst dermaßen unter Druck setzte, dass seine Leistungen schwächer wurden. Nach dem Wechsel nach England und fünf weiteren Jahren im Profigeschäft sei dieser überzogene Ehrgeiz besser geworden.
Kiraly hat viel gelernt im Profifußball und im Umgang mit verschiedenen Nationalitäten. Das will er auch weiterhin: „Von den Erfahrungen, die du jetzt machst, kannst du später profitieren, so wie ich aus der Vergangenheit gelernt habe. Schritt für Schritt entwickelst du dich weiter und irgendwann denkst du ‚aha‘, damals habe ich das so gemacht und heute mache ich es deshalb anders."
Kiraly denkt bei allem, was er tut, nach, und er denkt mit. Von seinen Erfahrungen will er nicht alleine profitieren. Gerne teilt er sein Wissen mit den jungen Spielern im Team. Gemeinsam mit den anderen Etablierten tauscht er sich aus, gibt dem Nachwuchs hilfreiche Tipps und übernimmt auf dem Platz eine Führungsrolle. Vom Tor aus hat er das Spiel gut im Blick und dirigiert hinter Kapitän Benny Lauth im Angriff und Abwehrchef Radhouène Felhi die Mannschaft. Wenn er dabei schreit, erklärt er, dann nicht, weil er mit jemandem schimpfe, sondern weil es im Stadion einfach so laut sei.
Im Löwenteam fühlt sich Kiraly seit dem ersten Tag sehr wohl: „Es gibt ältere und jüngere Spieler, eine gute Mischung. Sie alle besitzen die notwendige Lernbereitschaft. Und viele Spieler mit einem großen Erfahrungsreichtum, von denen die ganze Mannschaft etwas hat. Es passt einfach alles zusammen." Für den Keeper sind das die besten Rahmenbedingungen, um großartige und konstante Leistungen zu zeigen. So war Kiraly in der 1. Runde des DFB-Pokals gegen den SC Paderborn mit herausragenden Paraden „Mann des Spiels". Nicht unbemerkt vom ungarischen Nationaltrainer Erwin Koeman, der den 70-fachen Nationalkeeper nach drei Jahren Unterbrechung erneut in die Nationalmannschaft einlud. Zur großen Freude des Magyar, der die WM 2010 in Südafrika anstrebt: „Egal ob als Putzfrau, Zeugwart oder dritter Torwart: ich habe keine Bedingungen. Meinem Land zu dienen, ist das Größte, eine spezielle Sache."
Mit seiner Heimat Ungarn steht der 33-Jährige nicht nur aufgrund der Nationalmannschaft in enger Verbindung, sondern auch weil viele seiner Freunde und seine Familie dort leben. Seit sechs Jahren besitzt er in seiner Heimat außerdem ein Sportzentrum. Und damit ein Stück Zukunft. So kann er sich gut vorstellen, in seine Heimat zurückzukehren, um dort zu arbeiten: „Nach meiner aktiven Karriere möchte ich im Sport bleiben, im Fußball, aber nicht aktiv. Deshalb habe ich mich gefragt, wie ich das am besten machen kann?" Die Antwort liegt in seiner Sportanlage. Dort kann er weiterhin dabei sein, den Rasen riechen, sich mit den Nachwuchstalenten beschäftigen und seine Erfahrungen weitergeben. Kiraly hat vorausschauend geplant und damit schon zwei seiner Zukunftsabsichten unter einen Hut gebracht: „Ich kann dem Nachwuchs erklären, warum ich etwas so und nicht anders gemacht habe, und was ich rückblickend heute besser machen würde. So kann ich jungen Spielern eine Richtung aufzeigen. Das ist wichtig, denn viele wissen in diesem Alter noch nicht, wohin es gehen soll. Dabei will ich sie unterstützen. Zudem kann ich auch nach meiner Karriere abgesichert weiterleben und meiner Familie gute Möglichkeiten bieten."
Im Moment ist Kiraly allerdings zufrieden hier in München. Im Zentrum stehen seine Familie und seine Arbeit. Deshalb bietet die Stadt für ihn auch zweierlei Highlights: „Privat: Isar und Wald zum Spazieren gehen mit den Kindern, die dort auch super Fahrrad fahren können. Sportlich: Stadion, Training und Fans. Es passt einfach alles zusammen!" Neben Berlin, London und Manchester, wo er sich zu Hause und sicher fühlt, ist auch München schon eine Heimat für ihn geworden. Nach den beiden Heimspielen im Pokal gegen Hertha BSC Berlin und gegen den SC Paderborn in der Liga wird er sportlich wieder einiges dazu gelernt haben. Nicht auf dem Rasen, sondern auf der Wiesn, will der wissbegierige Kiraly - natürlich ohne graue Jogginghose - die bayerische Tradition kennenlernen. Zünftig in Lederhose versteht sich.