Ein Fußballer, der einfach Spaß macht
(Oktober 2010) Er war der erste Neuzugang, den die Löwen im Sommer verpflichteten. Der offensive Mittelfeldspieler will sich beim TSV 1860 durchsetzen. Auf der linken Seite muss er sich dabei gegen die größte Konkurrenz behaupten.
Am Leben kommt ja bekanntlich vieles oft anders, als man denkt. Das trifft auch auf Daniel Halfar zu. Denn als der 22-Jährige nach vielen „positiven Gesprächen" am 26. Mai offiziell als Löwe vorgestellt wurde, hieß der Coach noch Ewald Lienen. Nur drei Wochen später, am 17. Juni, bat dieser jedoch um Auflösung seines Vertrages, um als Cheftrainer zum griechischen Erstligisten Olympiakos Piräus zu wechseln. Zum Trainingsauftakt am 28. Juni standdann mit Reiner Maurer der neue Löwencoach auf dem Platz. „Anfangs war ich natürlich schon überrascht. Aber so ist es eben. Im Fußball geht manchmal alles sehr schnell", erzählt die Nummer 28 rückblickend über die ersten Wochen bei seinem neuen Arbeitgeber an der Grünwalder Straße 114.
Der Kontakt zum TSV 1860 wurde zunächst über Halfars Berater Martin Wagner zu Löwen-Sportdirektor Miki Stevic geknüpft. Der Vertrag bei Arminia Bielefeld, wo der Linksfuß seit 2007 spielte, lief im Sommer aus, der Offensiv-Allrounder musste sich also Gedanken machen, wo er seine Karriere fortsetzen wollte. Die Alternative, in Bielefeld zu bleiben, stellte sich eigentlich nicht. Interessiert waren darüber hinaus zwar auch andere Zweitligisten, doch am Ende fiel seine Entscheidung zugunsten der Löwen aus. „Das Konzept, die Ziele haben mich überzeugt." Daran hat sich übrigens durch den Wechsel auf der Trainerbank überhaupt nichts geändert, im Gegenteil: „Ich bin mit dem neuen Trainer sehr zufrieden."
Auch Reiner Maurer sieht die Neuverpflichtung vom Ligakonkurrenten Bielefeld auf einem sehr guten Weg, nicht zuletzt im Hinblick auf den Wettbewerb im linken Mittel feld. „Daniel hat starke Konkurrenz, auf dieser Position haben wir die meisten Spieler." Aber exakt hier, auf dem linken Flügel, hält der Coach den „guten Dribbler" am wertvollsten: „Seine Stärke liegt in seiner Schnelligkeit, und in den Eins-gegen-Eins-Situationen nach vorn. Er kann sehr viel Betrieb über die Flügel machen und ist ein Spieler, der den Zuschauern Spaß macht", so Maurer. Auch wenn der Blondschopf in der Vergangenheit „eigentlich schon jede Position im Mittelfeld" gespielt hat und sich nach eigener Einschätzung selbst am liebsten im Zentrum sieht. Trotzdem ist es für ihn kein Problem, die taktischen Vorstellung seines Trainers zu akzeptieren. „Im Endeffekt entscheidet der Trainer, wo er mich hinstellt. Seit ich hier bin, habe ich immer links trainiert und gespielt. Es liegt an mir, meine Leistung zu zeigen", bringt er seine professionelle Einstellung zum Ausdruck.
Die Leistung hat bislang stets gestimmt. Egal, ob er nun wie am vergangenen Wochenende auswärts gegen Oberhausen in der 63. Minute eingewechselt wurde, oder wie in den Heimspielen gegen Erzgebirge Aue oder Union Berlin von Beginn an ran durfte. Gerade die Partie gegen den Aufsteiger aus Aue hat gezeigt, wie wichtig Daniel Halfar für die Mannschaft ist. Denn die Entscheidung, dass er von Beginn an aufläuft, fiel erst wenige Minuten vor Anpfiff. Daniel Bierofka musste nach dem Aufwärmen verletzungsbedingt passen, die Nummer 28 sollte ganz kurzfristig einspringen -sogar auf dem Aufstellungsbogen stand noch der Name des Kapitäns: „Das war natürlich alles andere als einfach."
Nach drei Jahren bei Arminia Bielefeld ist Daniel Halfar jetzt also beim TSV 1860 gelandet, wo er einen Zweijahresvertrag unterschrieben hat. Trotz seines jungen Alters von 22 Jahren kann er mit 62 Bundesliga- und 45 Zweitligaspielen bereits eine ganze Menge Erfahrung vorweisen. Einer der Gründe übrigens, warum die sportliche Führung den Linksfuß im Sommer unbedingt zu den Löwen holen wollte.Reiner Maurer weiß so etwas zu schätzen: „Er hat gegen Aue wirklich ein Topspiel gemacht, obwohl sich seine Aufstellung erst ganz kurzfristig ergab. Gerade in der 2. Halbzeit hat er überzeugt - auch mit guten Standards. Da hat er absolut das gezeigt, was wir uns von ihm auch versprechen." Und auch in seinem zweiten Spiel von Beginn an, im letzten Heimspiel gegen Union Berlin, hat er als Bierofka-Ersatz eine sehr starke Vorstellung auf der linken Seite abgeliefert und sich als echte Alternative präsentiert. „Ich denke, ich kann im Moment ganz zufrieden sein, wie es bisher gelaufen ist", zieht der Neu-Löwe eine erste Bilanz, ohne zugleich ambitioniert nach vorne zu blicken: „Aber natürlich ist es mein Ziel, auf lange Sicht Stammspieler zu sein. Alles andere wäre ja auch nicht normal. Dafür arbeite ich jeden Tag im Training."
Schon immer hatte der Fußball einen ganz hohen Stellenwert für Daniel Halfar. Als Vierjähriger hatte er angefangen, bei seinem Heimatverein Phönix Mannheim gegen das runde Leder zu treten. „Mein Papa hat bei Phönix gespielt und mich immer mitgenommen. Ich bin auf dem Sportplatz groß geworden." Als dort eine Bambini-Mannschaft gegründet wurde, war der kleine Daniel selbstverständlich dabei. Eine andere Sportart außer Fußball hatte ihn ohnehin nie interessiert. Das nötige Talent brachte er mit, das Interesse größerer Klubs ließ nicht lange auf sich warten. Bereits in der E-Jugend wechselte er zum 1. FC Kaiserslautern und schlug da - mit den ersten großen Schritt in Richtung Fußballprofi ein. Dies bedeutete aber auch, dass der Aufwand für das Hobby deutlich größer wurde. 70 Kilometer einfach von Mannheim zu den „Roten Teufeln", anfangs dreimal wöchentlich, später ab der DJugend mindestens fünfmal pro Woche; die Fahrdienste übernahmen die ersten Jahre sein Vater oder seine Mutter. Keine leichte Aufgabe, für alle Beteiligten, beruflich für die Eltern und schulisch für Daniel. Mit 15 Jahren entschied sich die Familie deshalb für die „Internatslösung": Mit dem Wechsel auf das Heinrich-Heine-Gymnasium in Kaiserslautern, einem Sportgymnasium mit Mädchen- und Jungeninternat, fielen die zeitaufwendigen und anstrengenden Anreisewege zwar weg, der Konflikt zwischen Schule und Trainingszeiten blieb. Am Ende verließ er die Schule frühzeitig mit dem Abschluss der Mittleren Reife, auf das Abitur verzichtete er zugunsten des Fußballs. „Bisher habe ich es nicht bereut. Aus heutiger Sicht habe ich alles richtig gemacht."
In der Tat. Denn der Traum, Fußballprofi zu werden, wurde spätestens Ende 2005 endgültig erfüllt: Daniel Halfar unterschrieb beim 1. FC Kaiserslautern seinen ersten Profivertrag. Nachdem er zunächst noch für die Regionalligamannschaft des FCK aufgelaufen war, bestritt er am 11. Dezember 2005 sein allererstes Spiel in der Bundesliga - und das ausgerechnet beim FC Bayern München in der Allianz Arena. Es sollte weiter schnell und steil nach oben gehen. „Halfar galt damals als eines der größten deutschen Talente", erinnert sich Miki Stevic gerne an diese Zeit. Und als junges Talent schrieb er sogar Geschichte. Am 4. Februar 2006 erzielte er beim 2:2 von Kaiserslautern in Duisburg beide Tore und ist damit bis heute der jüngste Spieler, dem in der Bundesliga jemals ein Doppelpack in einem Spiel gelang. Mit diesen beiden Toren war er mit 18 Jahren und 28 Tagen außerdem der jüngste Bundesligatorschütze in der Historie des FCK.
Insgesamt zehn Jahre blieb er bei den Pfälzern, eine lange Zeit „mit sehr vielen schönen und ein paar weniger schönen Erinnerungen". Noch heute hat er viele Freunde, viele Kontakte in Kaiserslautern, „diese Zeit bleibt immer in meinem Herzen drin", beschreibt er seine Emotionen zum „Betzenberg". Daran ändert auch nichts an der Tatsache, dass er die Pfalz 2007 in Richtung Bielefeld verließ, nachdem der damalige Trainer Kjetil Rekdal keinen Wert mehr auf seine sportlichen Dienste legte. „Mit ihm bin ich nicht klar gekommen, er hat auch nicht mehr so auf die jungen Spieler gebaut."
Nach drei Jahren bei Arminia Bielefeld ist Daniel Halfar jetzt also beim TSV 1860 gelandet, wo er einen Zweijahresvertrag unterschrieben hat. Trotz seines jungen Alters von 22 Jahren kann er mit 62 Bundesliga- und 45 Zweitligaspielen bereits eine ganze Menge Erfahrung vorweisen. Einer der Gründe übrigens, warum die sportliche Führung den Linksfuß im Sommer unbedingt zu den Löwen holen wollte.
Dass nicht nur oft alles anders kommt als man denkt, sondern dass alles im Leben irgendwo einen Grund hat - seit seinem Wechsel an die Grünwalder Straße hat Daniel Halfar auch das erfahren. Und gleichzeitig „die schwerste Zeit" seines Lebens durchgemacht. Denn erst in München wurde bei seiner schwangeren Frau Marina im Rahmen einer Routineuntersuchung vier Wo chen vor dem Geburtstermin festgestellt, dass ihr Baby an einem Herzfehler leidet. Keiner der Ärzte zuvor hatte dies bemerkt. „Deshalb bin ich davon überzeugt, dass mein Wechsel nach München zu den Löwen Bestimmung war." Denn durch diese Diagnose, so schrecklich sie für die werdenden Eltern zunächst war, konnte man für die Entbindung und die danach folgende Operation alles medizinisch optimal ausrichten und vorbereiten.
Heute ist zum Glück alles gut. Der am 18. August geborene kleine Louis hat seine Operation im Münchner Herzzentrum erfolgreich überstanden. Und ist seit seiner Entlassung aus dem Krankenhaus nach sechs langen Wochen sogar schon „Stammgast" in der Allianz Arena. Seine Premiere hatte er übrigens gegen Erzgebirge Aue, jenes Spiel, bei dem der junge Vater zum ersten Mal in der Anfangself der Löwen stand. „Das war schon alles sehr emotional." Daniel Halfar weiß, dieses Glück zu schätzen. Nach der belastenden Anfangszeit, mit all den Sorgen und Ängsten, kann er nun richtig Gas geben - auf dem Fußballplatz. Denn das ist seine Bestimmung.