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Steckbrief
Voller Name:
Geboren am: |
Daniel Bierofka
7. Februar 1979 |
Geboren in: |
München |
Nationalität |
Deutschland |
Größe/ Gewicht: |
1,78 m / 75 kg |
Familienstand: |
verheiratet mit Nicole, 1 Kind (David) |
Beim TSV 1860 seit: |
22. Juni 2007 |
Position: |
Mittelfeld |
Rückennummer: |
7 |
Bisherige Vereine
VfB Stuttgart (2005-07), Bayer 04 Leverkusen (2002-05), 1860 München (2000-02), FC Bayern München (1994-00), SpVgg Unterhaching (1993/94), SpVgg Feldmoching (1985-93)
Länderspiele/Tore: 3/1 für Deutschland
(September 2010) Für die Löwenfans ist es das schönste Comeback überhaupt. Seit Saisonbeginn steht der gebürtige Münchner nach langer Leidenszeit endlich wieder auf dem Platz. Und geht als „neuer alter Kapitän" als Vorbild voran.
Eigentlich bin ich das achte Weltwunder", beschreibt Daniel Bierofka seine Rückkehr auf den grünen Rasen. 497 Tage zählte BILD München bis zum ersten Testspiel-Einsatz am 3. Juli 2010 beim VfB Friedrichshofen, 539 Tage rechnete die Abendzeitung bis zum „Pflichtspieldebüt" im DFB-Pokal beim SC Verl. Am Ende waren es so oder so 18 verdammt lange Monate, bis die Nummer 7 der Löwen endlich wieder das tun durfte, was für jeden Profi das Schönste ist: Fußball zu spielen.
Dieser Weg zurück auf den Platz, die Zeit während seiner Verletzungspause, war unglaublich hart. „Ich habe im Fußball Höhen erlebt, aber auch sehr viele tiefe Tiefen", bringt es Daniel Bierofka selbst treffend auf den Punkt. Begonnen hatte die neuerliche Misere am 22. Februar 2009, als er sich beim Auswärtsspiel in Duisburg einen Sehnenriss im Adduktorenbereich zuzog. In der Folge traten Probleme im Rücken-, Becken- und Leistenbereich sowie eine Schambeinentzündung auf, insgesamt vier Operationen wurden anschließend durchgeführt. Die letzte dann noch einmal im Mai dieses Jahres, als eine Schraube an der Sehne entfernt wurde.
Inwieweit die inzwischen diagnostizierte so genannte Symphysen- Instabilität Ursache oder Folge der langwierigen und immer wiederkehrenden Probleme gewesen ist - exakt sagen kann dies auch Bierofka nicht. Doch genau deshalb trägt er seit März einen Spezialgurt, der das Becken zusammenhält und für mehr Stabilität sorgt. 1860-Mannschaftsarzt Dr. Alois Englhard ist es gewesen, der „Biero" in die Schweiz zu Dr. Roland Biedert schickte, einem Spezialisten auf diesem Gebiet. Nach anfänglichen Anpassungsschwierigkeiten - „die ersten vier Wochen waren eine Katastrophe" - gehört das Stück Stoff inzwischen zu einem unverzichtbaren „Hilfsmittel", wenn Daniel im Training oder im Spiel den Platz betritt. „Der Gurt ist ein Teil von mir, ich kann es mir anders gar nicht mehr vorstellen." Gurt und Gesundheit - zwei Dinge die für Daniel Bierofka heute zusammen gehören.
Den ersten großen Schritt zurück ins Fußball-Leben machte er Mitte April, als er das erste Mal wieder das Training auf dem Platz und mit dem Ball aufgenommen hatte. Zunächst natürlich noch individuell und gemeinsam mit Physiotherapeut Stephan Rainer. Parallel dazu standen Krafttraining und Stabilisationsübungen auf dem Programm. Wie unglaublich schwierig die Zeit bis dahin gewesen ist, „das kann sich niemand wirklich vorstellen", sagt der Kapitän der Löwen - und er hat Recht damit.
Er wurde ja nicht nur durch die immense Dauer seiner Verletzungszeit auf eine harte Probe gestellt, sondern gerade auch durch die belastende Ungewissheit, ob es am Ende überhaupt noch einmal klappen würde: mit seinem Comeback auf der linken Außenbahn. „Es gab Phasen, da war ich ganz unten im Keller. Da wusste ich echt nicht mehr weiter", erzählt er. Die Zweifel waren gewaltig, „zermürbt" sei er irgendwann gewesen. Geholfen haben ihm in dieser Zeit vor allem seine Familie, seine Frau Nicole und sein vierjähriger Sohn David, aber nicht zuletzt gerade sein Vater. „Willi" Wilhelm Bierofka, der in den 70er Jahren selbst als Spieler und zwischen 1988 und 1990 als Trainer beim TSV 1860 aktiv gewesen war, habe ihm durchaus das eine oder andere Mal „kräftig in den Hintern getreten", um eben nicht aufzugeben, um nicht alles hinzuschmeißen.
Heute weiß er: es hat sich gelohnt. Er hat aber auch erleben müssen, auf wen er sich in seinem Umfeld letztendlich wirklich verlassen kann. „Es waren am Ende nicht mehr viele Leute da, die an mich glaubten." Und es gab nicht wenige, die sein Durchhalten, sein immer wieder Aufstehen, nicht nachvollziehen wollten, die ihm vielmehr zum Aufhören geraten hätten. „Denen habe ich sofort die Freundschaft gekündigt." Einmal mehr hat der 31-Jährige also erfahren, wie wichtig seine Familie - gerade in solchen Situationen - für ihn ist: „Ich weiß dies absolut zu schätzen."
Dabei war es nicht das erste Mal, dass der Mittelfeldspieler mit der Schattenseite seines Berufes konfrontiert und vom Verletzungspech verfolgt wurde. Insgesamt 18 Operationen hat er in seiner bisherigen Laufbahn über sich ergehen lassen müssen, davon alleine zehn innerhalb eines einzigen Jahres, drei Monate musste er davon komplett im Krankenhaus verbringen. Dieses Horrorjahr nahm seinen Anfang im Juni 2005, als er sich mit dem VfB Stuttgart in einem Testspiel gegen AC Siena mit einem Knöchelbruch im linken Fuß schwer verletzte. Kurz darauf wurde nach pochenden Schmerzen im rechten Bein unterhalb des Knies eine Zyste am Schienbeinkopf diagnostiziert, es folgten mehrere Ein griffe, kompliziert wurde es durch eine bakterielle Verunreinigung. Und es gab damals ebenfalls diesen Moment, wo es nicht vorhersehbar war, ob er jemals wieder Fußball spielen werde. „Die Ärzte haben mir das damals so knallhart ins Gesicht gesagt. Ich habe mit meinem Vater schon überlegt, was ich machen könnte, wenn es wirklich nicht mehr geht." Durch das erfolgreiche Einsetzen eines kleinen Stückes Fremdknochen gelang glücklicherweise die Wende zum Guten, so dass er Anfang 2006 endlich „Licht im Tunnel" sah: „Ich konnte langsam wieder anfangen zu laufen."
Schon einmal hing seine Karriere also an einem seidenen Faden. Und während damals, als es anfing, aufwärts zu gehen, sein Sohn David auf die Welt kam und er zum ersten Mal Vater wurde, sollte sich auch diese Geschichte wiederholen. „2006 habe ich die Geburt von David wie eine doppelte Neugeburt empfunden", erzählt er. Jetzt ging sein Comeback im Juli auf dem Fußballplatz mit der Geburt seines zweiten Kindes, seiner Tochter Zoe Nicole am 1. August einher: „Das war wie ein Déjà-vu. Wie bei David war ich auch vorher verletzt und hatte danach mein Comeback."
Raus aus dem Kopf sind die letzten eineinhalb Jahre allerdings nicht. Im Gegenteil. Während in der Phase der Saisonvorbereitung noch häufig die Angst vor einer neuerlichen Verletzung mitspielte, beschäftigt sich Daniel Bierofka aktuell vor allem mit dem Anspruch an sich selbst. „Man hat ja ein gewisses Selbstbild, wie man spielen will. Wenn das dann nicht so klappt, wenn man nicht vorbeikommt ...", sagt er und der Ehrgeiz spiegelt sich bildlich in seinen blauen Augen. Natürlich mahnt er sich selbst in solchen Augenblicken immer wieder zu Geduld, hält sich seine lange Verletzungszeit vor Augen und erinnert sich daran, dass er stolz auf sich sein kann, „den Anschluss noch einmal gefunden zu haben". Aber gleichzeitig ist da dieser unbedingte Wille, so schnell wie möglich wieder ganz der Alte zu sein. „Jede Woche, jedes Training bringen mich jetzt weiter." Und vor allem Spiele, „das Tempo, den Rhythmus, das kann man im Training so nicht simulieren." Waren es anfangs noch rund 60 Minuten, für die die Kraft reichte, soll es bald wieder über die volle Distanz gehen. Hier ist nicht zuletzt die medizinische Abteilung der Löwen gefordert, eher zu bremsen, kein Risiko zu gehen. Denn Daniel Bierofka gehört zu dem Typus Spieler, der immer alles gibt und dabei sich und seinem Körper das Maximale abverlangt.
Eben diese Tugenden sind es, die von den Löwenfans an ihm besonders geschätzt werden. Die Identifikation mit seinem Beruf und mit Sechzig. Auch für Reiner Maurer war es zu Saisonbeginn deshalb selbstverständlich, ihm nach seiner Rückkehr in die Mannschaft die Binde zu übergeben. „Daniel war Kapitän bis zu seiner Verletzung und hat diese Rolle sehr gut ausgefüllt. Die Frage, etwas zu ändern, hat sich für mich überhaupt nicht gestellt." Und der Cheftrainer lobt einmal mehr die vorbildliche Einstellung des gebürtigen Münchners. „Er hat den Willen, immer alles zu geben, und ist deshalb ein absoluter Vorzeigeprofi. Der „neue alte" Spielführer selbst empfindet dieses Amt als Wertschätzung und Auszeichnung gleichermaßen. „Es ist immer eine Ehre, bei einem Traditionsverein wie 1860 Kapitän zu sein."
Der damit verbundenen Verantwortung stellt er sich gerne. „Als Kapitän sollte man Vorbild sein. Auch wenn man
vielleicht nicht immer der beste Spieler sein kann, man sollte bis zum Schluss alles geben", so sein Selbstverständnis. Auf die Frage, wer für ihn selbst einen vorbildlichen Kapitän verkörpert, fallen ihm sofort zwei Spieler ein: Marco Kurz bei den Löwen und Jens Nowotny bei Bayer Leverkusen. Mit beiden hat Daniel Bierofka zusammen gespielt, beide haben ihn auf ihre Art geprägt. Gerade Marco Kurz sei für ihn damals als junger Spieler unheimlich wichtig gewesen, „er hat mir enorm geholfen". Als 1860-Trainer hat Marco Kurz selbst ihn dann 2008, ein Jahr nach seiner Rückkehr an die Grünwalder Straße, zum Kapitän ernannt. Wie der Fußball manchmal spielt ...
Einer ist übrigens besonders glücklich über seine Rückkehr auf den Fußballplatz: Sohn David. Der ließ es sich nämlich nicht nehmen, nach dem ersten Heimspiel gegen Osnabrück gemeinsam mit dem Papa den 3:1- Sieg auf dem Rasen der Allianz Arena zu feiern. „Ich hatte ihm vor dem Spiel versprochen, dass er runter darf - falls wir gewinnen." Ein Bild, an das man sich gerne gewöhnen dürfte.
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